“There is only one way of saying what the work is and what we are doing.”
“We are giving nature her opportunity.”
“This is a definition allowing for change and growth”
F.M. Alexander
Wer war F.M. Alexander
F.M. Alexander wurde 1869 auf Tasmanien geboren und war in jungen Jahren Rezitator von Shakespeare-Stücken. Nachdem er darin ziemlich erfolgreich war und dies zu seinem Beruf machen wollte, stellten sich zunehmend Probleme mit seiner Stimme ein, er wurde heiser bis zum völligen Verlust der Stimme. Nachdem kein Arzt und keine Heilmethode nachhaltigen Erfolg hatte und damit das Aus für seine künstlerische Zukunft drohte, entschied er sich der Ursache selbst auf den Grund zu gehen. Am Anfang dieses Weges stand die minutiöse und systematische Selbstanalyse unter Zuhilfenahme von Spiegeln. In vielen Wiederholungen von Versuch und Irrtum fand er unter anderem grundlegende Zusammenhänge zwischen seiner Kopf-Hals-Beziehung und der gesamten Körperkoordination.
Schließlich befreite er sich nicht nur selbst von seinen gesundheitlichen Problemen, sondern entwickelte eine „Methode zur ganzheitlichen Schulung und Neuausrichtung von Bewegungs- und Handlungsmustern“*.
F. M. Alexander unterrichtete in Australien, London und den USA. Berühmte Persönlichkeiten wie Bernhard Shaw, Aldous Huxley oder John Dewey gehörten zu seinen Schülern.
Er schrieb vier Bücher, das bekannteste „Der Gebrauch des Selbst“ beschreibt seine Methode sehr einprägsam. Ca. ab 1930 unterrichtete er andere darin, seine Methode als Lehrer weiterzugeben.
F.M. Alexander benutzte selbst erst spät den Begriff „Technik“: Für ihn war es meist nur “the work“.
Was ist die Alexander-Technik
“There is no such thing as a right position, but there is such a thing as a right direction”
F.M. Alexander
Was ist die Alexander-Technik
Häufig kommen Menschen zur Alexander-Technik, weil sie ein Problem mit ihrem Körper haben. Zum Beispiel Verspannungen im Nacken, Schultern und Rücken, Schmerzen im Knie oder in der Hüfte. Der Ellbogen oder das Fußgelenk lassen bestimmte Bewegungen nicht mehr schmerzfrei zu oder die Stimme versagt und das Atmen fällt schwer. Sie haben schon viel probiert und nichts hat bis dato nachhaltig geholfen.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Die Alexander-Technik ist kein Sport und auch keine medizinisch-therapeutische Behandlung.
Sie ist eine Unterrichtsmethode, die Ihnen einen Weg aufzeigt, Ihren Körper in der Weise wieder zu gebrauchen, für die ihn die Evolution in Jahrmillionen perfektioniert hat. Unterbewusst ausgeführte Bewegungen, die zu Verspannungen und Schmerzen führen, werden nach und nach ersetzt durch bewusst gesteuerte, mit Leichtigkeit ausgeführte Bewegungen. Für die Alexander-Technik ist der Körper immer in Bewegung – auch beim Sitzen, Stehen und Liegen, beim Singen, Sprechen und Präsentieren. Schon allein durch das Atmen werden Muskeln bewegt.
Zunächst lernen Sie im Unterricht für die Bewegungen, für die Sie ungünstige Handlungsmuster (Bewegungsgewohnheiten) abgespeichert haben, einen Moment innezuhalten und sich bewusstzuwerden, wie Sie die Bewegung günstiger ausführen können. Anschließend geht es darum zu entscheiden, welche Kraft nötig ist und welche mechanischen Vorteile unser Körper bietet, um die Bewegung in größtmöglicher Leichtigkeit und in Balance auszuführen.
Alexander hat selbst erfahren und beschrieben, wie sehr das eigene Gefühl täuschen kann. Das Gewohnte fühlt sich richtig an, obwohl es dem Körper schadet und das Neue fühlt sich falsch an, obwohl es das anatomisch richtige Verhalten ist. Dafür ist der Alexander Technik Lehrer insbesondere am Anfang des Weges als Referenz wichtig. Im Unterricht erlernen Sie Fertigkeiten zur Selbsthilfe, sodass Sie die Alexander-Technik mehr und mehr in Ihren Alltag integrieren können.
Gewohnheit & Veränderung
“People do not decide their future, they decide their habits and their habits decide their future”
F.M. Alexander
Gewohnheit & Veränderung
Manche Gewohnheiten erleichtern den Alltag, andere sind lästig oder schaden uns und führen z.B. zu Verspannung in Nacken und Schultern sowie Gelenk- oder Rückenschmerzen.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und es fällt ihm sehr schwer Gewohnheiten zu ändern, selbst wenn die Erkenntnis und der feste Wille da ist. Gewohnheiten führen zu Automatismen und diese ermöglichen unserem Gehirn, kognitive Ressourcen freizusetzen, die dann für andere Zwecke genutzt werden können. Im Prinzip können Gewohnheiten etwas sehr Nützliches sein. Aber…
Wenn wir am PC sitzen oder am Handy surfen, wenn wir ein Instrument oder Fußball spielen, staubsaugen oder kochen, nehmen wir häufig eine ungünstige, sprich unseren Bewegungsapparat schädigende „Haltung“ ein, wir setzen oft falsche Muskeln ein, wenden mehr Kraft auf als nötig und sind wir uns unserer (Bewegungs-) Gewohnheiten nicht bewusst.
Erst wenn körperliche Symptome, wie z.B. Rücken‑, Hüft- oder Knieschmerzen, Verspannungen in Schulter und Nacken auftreten, wird uns bewusst, dass etwas nicht stimmt in unserem Körper.
Im Gehirn sind verschiedene Regionen zuständig für gewohnheitsmäßigen Gebrauch (evolutionär ältere Basalganglien) und für Handlungen, über die ein Mensch zielgerichtet nachdenkt (Präfrontaler Kortex). Wenn wir Handlungen wiederholt vollziehen, verschiebt sich die Aktivität entsprechend im Gehirn. Die gute Nachricht: Die sogenannte Neuroplastizität des Gehirns ermöglicht es, dass man bis ins hohe Alter eingefahrene Denkmuster verlassen und Neues lernen kann. Gewohnheiten sind hartnäckig, aber Veränderung ist möglich. Unser Gehirn ist dazu bereit.
Zu Alexanders Zeiten war die heutige Neurowissenschaft noch nicht erfunden, dennoch kam er im Laufe seiner Studien zu der wichtigen Erkenntnis, dass es einen Schlüssel zum Ändern von Gewohnheiten gibt. Dieser liegt in der Bewusstmachung dessen, was man tut (Analyse) und der Entscheidung, das Gewohnte zu stoppen, die bewusste Steuerung über das eigene Handeln wieder zu übernehmen und die richtigen Mittel einzusetzen.
AT und Wissenschaft heute
AT und Wissenschaft heute
Als F.M. Alexander begann Lösungen für sein eigenes Problem zu finden, konnte er sich nur auf seine Beobachtungen verlassen. Immer wieder hat er zunächst nur durch Selbst-Versuche und Selbstbeobachtung Erkenntnisse abgeleitet. Später hat er die Verhaltensweisen, Haltungen und Bewegungen seiner zahlreichen Schüler genauestens beobachtet und analysiert, er hat die Anregungen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen wie Evolutionsbiologie, Psychologie und Neurowissenschaften bekommen, Schlüsse daraus gezogen und Handlungsempfehlungen für seine Schüler daraus abgeleitet. Schließlich hat er die Summe seiner Beobachtungen und Erfahrungen zu einer, man kann sagen, Lebensphilosophie zusammengefasst. Diese Philosophie basiert auf Prinzipien. Er ist von der psycho-physischen Einheit des Körpers ausgegangen, der Mensch hat die Fähigkeit zur Impulskontrolle, er ist entwicklungs- und anpassungsfähig und kann die bewusste Steuerung und Kontrolle über sein Handeln und Denken erlangen. Mit seinem Verstand hat der Menschen die Fähigkeit, sein Potential zu entwickeln.
Es gibt eine Primärsteuerung, die essenziell wichtig ist für den korrekten Gebrauch des Körpers. Dabei werden folgende mentale Anweisungen gegeben: Der Hals (die Halsmuskeln) ist entspannt, der Kopf geht nach vorne und oben, die Wirbelsäule längt und der Rücken weitet sich. Sofern diese Primärsteuerung nicht korrekt funktioniert, können daraus viele Fehlfunktionen / dauerhafte Schädigungen des Körpers resultieren.
Eine wichtige Erkenntnis war für Alexander, dass das Denken in Bewegung und von Bewegung einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise hat, wie Bewegungen ausgeführt werden. Er ging damals so weit, zu behaupten, dass eine Veränderung des Denkens sogar die allgemeine Gesundheit seiner Schüler positiv beeinflussen kann. Er wurde dafür heftig angefeindet.
Es gab zu dieser Zeit keine bildgebenden Verfahren, kein CT und kein MRT. Heute sind Neurowissenschaftler und Psychologen in der Lage, den Zusammenhang von Denken auf den Körper und umgekehrt die Auswirkung von körperlichen Haltungen auf das Denken in klinischen Tests, Untersuchungen und Studien nachzuweisen.
Dieser Zusammenhang wird heute häufig als Embodiment bezeichnet. Alexander nannte es die psycho-physische Einheit. Alexander war der festen Überzeugung, dass der zivilisierte Mensch das in ihm liegende Potential nicht voll ausschöpfte, weil er trotz Zivilisation und technischem Fortschritt weiter im unbewussten, instinktiven Gebrauch agierte. Nur durch den Übergang zu bewusster Steuerung und Kontrolle können wir uns an die Verhältnisse der Gegenwart anpassen. In Kapitel 1 „Ein Vermächtnis der Evolution an die Menschheit von unschätzbarem Wert“ schreibt er: “Die Möglichkeiten des Menschen in seinen körperlichen, geistigen und seelischen Bereichen sind weitaus größer, als wir es uns heute jemals vorstellen können. (…) Nur liefert uns die gegenwärtige Krise der Welt hinreichende Hinweise darauf, dass die gewohnten Abläufe, die wir Zivilisation und Erziehung nennen, nicht so sind, dass sie alleine es uns ermöglichen können, unser höchstes Erbe zu erlangen: die vollständige Kontrolle über unsere eigene Leistungsfähigkeit.”
Wer sich für tiefere Einblicke in den heutigen Stand der Wissenschaft zu den Themen Denken, Körperbewusstsein und Alexander-Technik in der Wissenschaft interessiert, der kann folgende Bücher, Texte und Artikel dazu lesen.
Literatur
- Embodiment – die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen (Autoren: Maja Storch/Benita Cantieni/Gerald Hüther/Wolfgang Tschacher; 3 Aufl. 2017)
- Der Geist im Körper: Das Ich und sein Raum (Autoren: Sandra Blakeslee, Matthew Blakeslee; 2009)
- Evolve your Brain (Autor: Joe Dispenza, 2007)
- Alexander Technik – Ein Weg zum besseren Umgang mit sich selbst (Chris Stevens, 1989)
- Towards a Physiology of the F.M. Alexander Technique: a record of work in progress, STAT Books, London 1990, 1995 (Schrift von Chris Stevens)
- Collected writings on the Alexander technique (Prof. Frank Pierce Jones; 1998)
Studien
- Self-efficacy and embodiment associated with Alexander Technique lessons or with acupuncture sessions: A longitudinal qualitative sub-study within the ATLAS trial
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1744388118300951 - Hugh MacPherson, Helen Tilbrook, Stewart Richmond, Julia Woodman, Kathleen Ballard, et al.: 2015, Annals of Internal Medicine (Vol. 163, Nr 9, S. 653–662). https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/64681/Akupunktur-und-Alexander-Technik-lindern-Nackenschmerzen-in-Vergleichsstudie
- Randomised controlled trial of Alexander technique lessons, exercise, and massage (ATEAM) for chronic and recurrent back pain
Prof. Paul Little et al, Primary Medical Care Group, Community Clinical Sciences Division, University of Southampton: 2008 (British Medical Journal)
https://www.bmj.com/content/337/bmj.a884 - Randomized controlled trial of the Alexander Technique for idiopathic Parkinson’s disease
P. Sissons, Peta Sissons Consultancy / C. Chalmers, Department of Statistics, London School of Economics:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12428818/ - Studie: Alexander-Technik erhöht die psychischen Selbststeuerungskompetenzen
http://www.gesundheitswirtschaft.info/gesundheit/alternative-heilmethoden/4631-studie-alexander-technik-erhoeht-die-psychischen-selbststeuerungs - Potential Mechanisms of the Alexander Technique: Toward a Comprehensive Neurophysiological Model (authors: By Timothy W. Cacciatore, Patrick M. Johnson, and Rajal G. Cohen, 2020)
https://www.alexandertechniquescience.com - Randomisierte, kontrollierte Studie zur Wirkung der F. M. Alexandertechnik bei chronischen Nackenschmerzen – eine Pilotstudie (Autorin: Mareike Schuth; Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin durch die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen 2011)
https://d‑nb.info/1029288585/34